Druck erzeugt Gegendruck, der meist zu Überdruck führt. Im Umgang mit Stress passiert es schnell, dass die Ursachen eindeutig erscheinen. Erlebt man Situationen von Druck und Stress, ist die natürliche Reaktion die Ursachen dessen auf möglichst schnelle Art und Weise zu beseitigen oder weiter zu delegieren. Wer im Stress ist, fokussiert auf das Zuviel im Außen: zuviele Aufgaben, zuviele eng getaktete Termine, zuviele Erwartungen anderer. Die eigenen Erwartungen an sich selbst sind mit der Zeit ins Hintertreffen gelangt, die innere Stimme ist schwer hörbar. Der Drang und Wunsch nach „ungeplant Zeit haben“ und „nicht mehr funktionieren müssen“ übernimmt die innere Steuerung. In einer unserer letzten Beratungen mit einer Führungskraft kam dieses Thema auf. Es liegt auf der Hand, im Außen zu bleiben, Aufgaben zu priorisieren, Termine zu ordnen und mit Auftraggebern zu sprechen, um eine entspanntere Situation zu schaffen.

Wegorganisieren verschafft kurzfristig auch Erleichterung. Aber eben nur kurzfristig.

… bis zur nächsten Stresssituation und den nächsten Terminen, die wiederum gefühlt Druck machen.

Wenn es um Druck und Belastung geht und Sie sich eine langfristige Erleichterung verschaffen wollen, ist der Blick auf die inneren Mechanismen wichtig und erforderlich.

  • Was passiert, dass die Dinge sich so anhäufen können, dass es bis zu einem „mir ist alles zuviel“ überhaupt kommen kann?
  • Wo liegen die Grenzen, die nicht gehört/nicht beachtet werden oder sogar Ihnen selbst gar nicht präsent sind?
  • Welcher Ihrer inneren Haltungen bringt Sie in die Stresssituation oder verstärkt diese sogar?

Druck im Außen kann dann wirken, wenn er auf eine innere Resonanz trifft.

Umso stärker Sie sich selbst in Situationen beobachten, die Ihnen Druck verschaffen, umso resilienter können Sie mit der Zeit werden. Sie meistern Situationen umso besser, je mehr Zeit Sie sich nehmen, die Situation aus der Metaperspektive betrachten.

Wie bleiben Sie bei äußerem Druck trotzdem stabil bei sich? Wie schaffen Sie es einen Schritt zur Seite zu gehen, um sich genau zu überlegen, wie und in welcher Weise sie darauf reagieren wollen. Wie kann es Ihnen gelingen in der inneren Steuerung zu bleiben und nicht von der Situation gesteuert oder überfordert zu werden?

Es geht um das Entscheiden:

  1. Wie reagiere ich für mich stimmig auf diese Situation und Anforderung? Dabei hilft es, die innere Haltung und Glaubenssätze im Blick zu behalten: bin ich „gut genug“? Darf ich auch „unperfekt sein“? Will ich überhaupt immer so funktionieren, wie man es von mir erwartet?
  2. Was braucht mein innerer Auftraggeber von mir, um mit dieser Situation gut umzugehen? Und nicht zuletzt geht es auch um eine gelingende Kommunikation ins Außen. Behalten Sie allein Ihre eigenen Anliegen und Bedürfnisse im Blick, wird das nach außen den Druck eher verstärken als ihn zu entschärfen.
  3. Wie kann eine Lösung aussehen, die für mich und meine äußeren Auftraggeber gut ist? Wie können wir in einem guten Dialog bleiben und nach bestmöglichen Lösungen suchen?

Wo Druck ungefiltert weiter gegeben wird, zeigen sich die Auswirkungen im Teamgefüge. Auch für Ihr Team kann es daher von Vorteil sein, wenn dieses Selbstmanagement Teil der Zusammenarbeit wird. Denn Systeme, in denen Druck keine Rolle spielt, können wachsen und sich entfalten.

Photo credit: Gary Saldana, unsplash