Beziehungsgestaltung in der Führung – ein Thema, in dem wir gerne systemisch ausbilden. Was wir dabei oft bemerken ist, dass das Aussprechen von Gefühlen im Business Übung braucht. Daher möchten wir dieses Thema mit dem folgenden Beitrag vertiefen.
Es gibt keinen Moment, in dem wir ohne Gefühle sind. Auch und gerade nicht im Business.
Wo keine Emotion ist, da ist weder Flow, noch Intensität
Gefühle sind der erste Zugang zur inneren Führung und Selbststeuerung und geben Informationen über persönliche Bedürfnisse. Authentisch führen beginnt damit, eigene Gefühle zu spüren und zur Sprache zu bringen. Und hier liegt ein wesentlicher Unterschied für den Umgang mit Emotionen im Business:
Gefühle benennen bringt Bedürfnisse zum Vorschein
Wer sagt, dass er wütend ist, lebt die Wut nicht an anderen aus.
Der alte Glaubenssatz „Gefühle gehören nicht ins Business, hier muss alles schön sachlich ablaufen“ begegnet uns immer noch manchmal. Verbunden damit sind Bilder von cholerischem Verhalten, Ausrastern und impulsgesteuertem, affektivem Verhalten. All das meinen wir natürlich nicht, wenn wir den gesunden Umgang mit Emotionen im Business beschreiben.
Wenn ich meine Gefühle klar benenne, bekommen sie Raum, ohne dass sie ausgelebt werden müssen. Das ist die einfache Botschaft dabei. Gefühle beschreiben meist, wo die persönliche Grenze verletzt wurde oder ein Bedürfnis ungehört blieb. Bekommt dies Raum, reicht das aus. Es geht ums gehört werden – nicht ums Ausagieren der Gefühle.
Was Emotionen im Business schaffen
- Lebendigkeit
- Mehrdeutigkeit
- Verletzlichkeit
- Reibung
- Bindung und Verbindung
- Flow
Wo Gefühle nicht sein dürfen, fehlen zentrale menschliche Qualitäten und damit auch Begegnung:
„Ohne Gefühle wäre die Welt ein Ort ohne Bedeutsamkeit, nichts würde uns ansprechen, interessieren, anziehen und motivieren. Alles Handeln ist nur sinnvoll und möglich in einer Welt affektiver Qualitäten, die dem Feld möglicher Handlungen eine Sinnstruktur verleiht.“ (Fuchs, Thomas (2024): Verkörperte Gefühle. Zur Phänomenologie von Affektivität und Interaffektivität. Suhrkamp. Berlin).
In der emotionalen Sprache gibt es Nuancen, die entscheidend sind
Fühle ich mich irritiert/wütend/enttäuscht/hintergangen? Das macht einen Unterschied. Wenn ich exakt das Gefühl beschreiben kann, was gerade in mir ist, kommen meine Worte auch an beim Gegenüber.
Sind Emotionen verletzt und kommt es zum Konflikt, braucht es etwas Vorbereitung und Innenschau, um zu spüren, welchen konkreten Effekt das Verhalten des Gegenübers auf mich hat (angelehnt an die gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg):
- Wie habe ich die Situation wahrgenommen?
- Welches Gefühl ist in mir entstanden?
- Welches Bedürfnis steckt dahinter?
- Welchen Wunsch habe ich für die Zukunft?
Für diejenigen, die lieber sachlich argumentieren ist es wie eine neue Sprache, die erlernt werden will und anfangs aus der Komfortzone holt. Das eigene Öffnen erzeugt Öffnung im Gegenüber, die Wirkung lohnt sich. Denn niemand kann in den Kopf des Anderen schauen.
Emotionale Souveränität in der Führung führt zu belastbaren Beziehungen
Sich emotional steuern zu können, Emotionen in Worten auszudrücken statt im Verhalten, sie besprechbar zu machen und anderen den Raum zu halten, so dass Emotionen im Gespräch ihren Ausdruck finden können – das meint emotionale Souveränität in der Führung.
Dabei auch gut im Kontakt mit sich selbst zu sein und zu reflektieren, wo sich die eigene Emotionslage aufs Team/Umfeld überträgt, gehört ebenso dazu. Ist dieser Raum in Teams sicher, zahlt dies deutlich auf die Beziehungsgestaltung ein.
4 Impulsfragen zur Reflexion Ihrer Emotionen im Führungsalltag:
- Wie sehr traut sich mein Team mit emotionalen Themen/unangenehmen Themen auf mich zuzukommen? Inwieweit hat mein Verhalten dazu beigetragen?
- Wie bin ich im Businesskontext im Kontakt mit meinen Emotionen?
- Was hilft mir, im Kontakt mit mir zu bleiben, wenn der Stresspegel steigt?
- Was hilft mir, wenn es drauf ankommt, anderen den emotionalen Raum zu halten?
Sie möchten lernen in der Führung coachend mit Emotionen zu arbeiten? Dann könnte unsere Ausbildung „Systemische Kompetenz für Führung und Coaching“ das Richtige für Sie sein.
Wenn Sie an diesem Thema arbeiten und sich zunächst selbst reflektieren möchten, begleiten wir Sie gerne im Einzelcoaching.
Photocredit: DSD, pexels
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