Konfliktkompetenz ist Teil der Führungskompetenz.

 

Ein aufblühendes Einsatzgebiet coachender Führung ist das Feld der Konflikte.

Sowohl eigene Spannungsfelder in angemessener Form anzusprechen, als auch Teams darin zu moderieren, Konflikte besprechbar zu machen und in den konstruktiven Dialog zu gehen, ist erforderliche Führungskompetenz. Man spricht hier auch von Konfliktkompetenz in der Führung.

Dazu gehört es auch, die eigenen Grenzen zu kennen und zu entscheiden, welchen Konflikt ich als Führungskraft selbst moderieren kann und ab wann die eigene Betroffenheit so stark oder der Konflikt so weit eskaliert ist, das Konflikterfahrene intern oder extern hinzugezogen werden müssen.

Ein sorgsamer Blick, um welchen Konflikttypus es sich handelt und wo mögliche Stellhebel in der Bearbeitung liegen, kann viel Zeit und Nerven für alle Beteiligten schonen.

Praxistaugliches Konfliktwissen und systemisches Handwerkszeug zum Umgang mit Konflikten, sowie der persönlichen Haltung und Konfliktkompetenz ist daher ein beliebtes Kernmodul unseres Systemischen Curriculums.

Konfliktkompetenz: Selbstreflexion und Selbststeuerung im Konflikt

Konflikte laufen im eigenen Körper nach typischen Mustern ab. Sie sind immer mit belasteten Gefühlen verbunden – ein wichtiges Signal für ein vorhandenes Konfliktfeld. Die verzerrte Wahrnehmung und der „Tunnelblick“ sind das natürliche Wesen von Konfliktsituationen. Der souveräne Umgang mit Konfliktsituationen beginnt immer bei uns selbst.

Drei Reflexionsfragen zur Steigerung der Konfliktkompetenz in der Selbststeuerung:

  • Was bringt mich persönlich „auf die Palme“? Welches Verhalten werte ich an anderen ab?
  • Was passiert körperlich, wenn ein Verhalten mich triggert?
  • Wie schaffe ich es in solchen Momenten bewusst bei mir zu bleiben und dem Triggermechanismus nicht zu folgen?

Die eigene Haltung gegenüber Konflikten, ob man sie aktiv angeht oder ihnen ausweicht, sowie die körperlichen Reaktionen in Konfliktsituationen sind entscheidende Ansatzpunkte, um das eigene Konfliktmuster zu verstehen. Zu erkennen, welches innere Programm dabei abläuft ist der erste Schritt, bewusster in die eigene Steuerung zu gehen. Da dies vor allem körperlich passiert, hilft auch der Körper, um diese Muster zu überwinden: Bodenkontakt, tief Atmen, sich innerlich vom Trigger zu distanzieren sind mögliche erste Inverventionen.

Die persönlichen Triggerpunkte und damit verbundenen Schattenthemen zu kennen, ist dabei Teil der Selbstreflexion. Aussprechen zu können, was gerade „rasend wütend macht“ oder „den Hals anschwellen lässt“ und welches Bedürfnis dahintersteckt, bewahrt oft vor emotional aufgeladenen Situationen und Ausbrüchen. Wer sich selbst bewusst steuern kann, kann auch andere in konfliktären Situationen souveräner begleiten.

Konfliktkompetenz: Eigene Haltung und Erkennen von Mustern

Die Kunst des Konflikts ist „die Fähigkeit, sinnvolle Konflikte zu eröffnen, nutzlose zu beenden und die restlichen klug zu regulieren“ – so beschreibt es Klaus Eidenschink in seinem gleichnamigen Buch. Diese Perspektive ist besonders wirksam, da sie den Fokus von der Notwendigkeit, Konflikte zu lösen oder Kompromisse zu finden, hin zu einem regulierenden Umgang mit Konflikten verschiebt.

Eidenschink vermittelt zwei wesentliche Einsichten, die für Führungskräfte und Entscheider von großer Bedeutung sind:

  1. Konflikte gilt es nicht zu lösen, sondern zu regulieren.
  2. Konflikte tauchen dort auf, wo Sinn neu ausgehandelt werden muss.

Konflikte fungieren in Organisationen wie ein Brennglas, das aufzeigt, an welchen Stellen innerhalb der Organisation Sinn neu verhandelt werden sollte. Sie sind eine wertvolle Ressource, die das Entwicklungspotenzial in Organisationen sichtbar macht. Wenn Konflikte reguliert werden, können sie sich entfalten und werden dadurch besprechbar und aushandelbar.

Konflikte in ihrer Dynamik zu verstehen hat wichtige Implikationen für Führung und Coaching:

  • Was genau wird mit diesem Konflikt verhandelt? (Interessen, Werte, Ziele, Strukturspannungen, Beziehungsmuster…)?
  • Welche Dynamiken sind beobachtbar?
  • Wie weit ist der Konflikt bereits eskaliert? Geht es im nächsten Schritt um Eskalation oder Deeskalation zur Eingrenzung der Risiken in der Organisation?
  • Wer ist geeignet, um diesen Konflikt zu begleiten (Eigenverantwortung der Konfliktbeteiligten, Führungskraft, Interner/Externer Mediator)?

Konfliktgespräche zu rahmen, zu eröffnen und zu begleiten braucht sowohl das Wissen um Konfliktdynamiken wie Werkzeuge der Gesprächsführung und das Feingefühl in der eigenen Haltung.

Eine saubere Vorbereitung, um nicht in die Dynamik mit einzusteigen, sondern in der neutralen Rolle des Raumhaltenden zu bleiben, ist essenziell. In unseren Modulen berichten Führungskräfte, wie sie eigene Rituale nutzen, um bewusst den Führungshut abzunehmen und damit auch eigene Erwartungen an den Ausgang und die Ergebnisse des Gesprächs in den Hintergrund treten lassen. Denn die Haltung des offenen Ohres für beide Parteien und das wertfreie Moderieren des Gesprächs braucht einiges an Übung.

Der Raum der Lösung

Lösungen entstehen dabei im direkten Dialog der Konfliktparteien – nicht initiiert durch den Begleitenden. Sind verletzte Interessen, Gefühle und Bedürfnisse wirklich auf den Tisch gebracht und wurden vom Gegenüber verstanden, entsteht meist wie von selbst im Raum eine Atmosphäre des wieder Begegnens, ein vorsichtiger Blick in die Augen, ein kurzes Aufblinken von Humor und das körperliche Entspannen sind sichtbare Signale hierfür. Umso weniger Konfliktparteien zu einem Ergebnis „hingezogen werden“, umso tragfähiger und umsetzbarer ist in der Regel die gefundene Lösung. Denn: kein Konflikt wird auf der sachlichen Ebene gelöst. Es sind immer die Emotionen und Bedürfnisse, die Raum brauchen, um besprochen zu werden. Und genau hier setzt sie an: die coachende Dimension von Führung.

Sie möchten im Unternehmen an Konfliktdynamiken arbeiten? In einem Führungssparring beraten und begleiten wir Sie in der eigenständigen Durchführung einer Konfliktbegleitung oder unterstützen Sie, je nach Eskalationslevel als erfahrene Prozessbegleitung. Kontaktieren Sie uns gerne für ein unverbindliches Kennenlernen.

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